
DIY: Holz flämmen (Shou Sugi Ban) – Anleitung, Sicherheit & Finish
DIY: Holz flämmen (Shou Sugi Ban) – komplette Praxis-Anleitung
1) Sicherheit zuerst
Bevor die Flamme überhaupt zündet, steht die Sicherheit. Flämme im Freien oder in sehr gut belüfteten Bereichen ohne Zugluft. Schütze dich mit P2-Maske, Schutzbrille und hitzebeständigen Handschuhen. Halte einen Feuerlöscher oder einen Eimer Wasser bereit und arbeite auf Metall/Stein. Ölgetränkte Lappen sind selbstentzündlich – nie zusammengeknüllt liegen lassen.
- Ort: draußen/Top-Lüftung · keine brennbaren Umgebungen
- PSA: P2-Maske, Brille, Lederhandschuhe, langärmlig
- Brandschutz: Feuerlöscher/Wasser · Brenner sicher ablegen
- Lappen: ausgebreitet trocknen oder in Wasser lagern
2) Geeignete Hölzer
Am schönsten reagieren weiche Nadelhölzer: Sie bräunen gleichmäßig und zeigen nach dem Bürsten eine plastische Maserung. Harthölzer wie Eiche lassen sich nur dezent flämmen. Prüfe immer an einem Reststück, wie schnell dein Holz bräunt.
- Geeignet: Fichte, Kiefer, Lärche, Douglasie, Zeder
- Eingeschränkt: Eiche, Buche (nur leicht, gleichmäßig arbeiten)
- Ungeeignet: lackiert/beschichtet, druckimprägniert, unbekannte Verleimungen
3) Material & Werkzeug
Ein regulierbarer Propanbrenner liefert kontrollierbare Flammen. Für die Textur brauchst du Draht- und Nylonbürste; für den Feinschliff 180–240er Papier. Als Finish funktionieren innen Hartöl oder dünn aufgetragener PU-Klarlack; außen UV-stabile Öl/Lasur-Systeme.
- Brenner + Gas, hitzefeste Unterlage/Arbeitsböcke
- Bürsten: Draht (rustikal), Nylon (fein)
- Schleifpapier 180–240, Staubsauger/Staubpinsel
- Finish: Hartöl/PU-Klarlack (innen), Öl/Lasur (außen)
4) Vorbereitung
Schleife dein Werkstück auf 120–180, brich Kanten minimal (0,5–1 mm) und entstaube gründlich. Maskiere angrenzende Bereiche. Ein kurzer Probelauf zeigt dir Tempo und Flammabstand.
- Vorschliff: 120–180 in Faserrichtung
- Kanten: leicht runden für gleichmäßiges Bild
- Probe: Reststück flämmen → Reaktion prüfen
5) Flämmen – die Technik
Führe die Flamme in ruhigen, überlappenden Bahnen mit der Maserung. Der Abstand zur Oberfläche liegt bei 5–10 cm, die Bewegung bei ca. 10–20 cm/s. Kanten und Endholz erwärmen schneller – dort zügiger weiterziehen und später angleichen. Glut leicht abnebeln, niemals durchnässen.
- Abstand & Tempo: 5–10 cm · 10–20 cm/s · gleichmäßige Bahnen
-
Stufen:
1) Goldbraun (möbelig)
2) Dunkelbraun/Schwarz (stärkerer Kontrast)
3) Stark verkohlt („Alligator“) – nur mit kräftigem Bürsten/Fixieren - Nie stehen bleiben · Kanten/Endholz nur kurz „streifen“
6) Bürsten & Glätten
Nach kurzem Abkühlen bürstest du in Faserrichtung: Draht hebt die Jahresringe deutlich hervor (rustikal), Nylon erzeugt ein feineres Relief. Anschließend mit 240 leicht „überspannen“ und gründlich entstauben.
- Drahtbürste = kräftige Textur, Nylon = feiner Look
- Nur in Faserrichtung arbeiten
- Feinschliff 240 → Staub restlos entfernen
7) Finish (innen/außen)
Das Finish bestimmt Optik, Haptik und Pflege. Innen liefert Hartöl den tiefsten Kontrast und bleibt elastisch; überschüssiges Öl nach etwa 10 Minuten abnehmen. PU-Klarlack nur dünn in 2–3 Lagen auf gut gebürsteter Fläche – dicke Lackfilme können auf Kohle abplatzen. Draußen setzen UV-stabile Öl/Lasur-Systeme auf wiederholbare Pflege statt starren Lackfilm.
- Innen – Öl: 2 dünne Schichten, Überstand abnehmen, 12–24 h trocknen
- Innen – PU-Klarlack: 2–3 sehr dünne Lagen, fein rollen/verschlichten
- Außen: UV-stabiles Öl/Lasur, jährliche Sichtprüfung & Nachpflege
8) Zeit, Verbrauch & Klima
Plane Zeit für mehrere leichte Durchgänge und Trocknungen ein. Verarbeite bei 10–25 °C, keine pralle Sonne, keine Feuchte. Öl benötigt je nach Produkt 12–24 h zwischen den Schichten; Klarlack ist oft nach 1–2 h staubtrocken, aber erst nach Tagen voll belastbar.
- Flämmen: 10–20 min pro m² · Bürsten: 15–30 min
- Öl: 10–30 ml/m² je Schicht · Lack: 80–120 ml/m² je Schicht
- Klima: 10–25 °C · 40–65 % r. F. · keine Zugluft
9) Pflege & Standzeit
Geölte Innenflächen lassen sich auffrischen, sobald Mattstellen entstehen. Außenflächen prüfst du jährlich und pflegst frühzeitig nach. Reinige pH-neutral und ohne Scheuermittel. Kleine Beschädigungen sofort anschleifen und überölen/lackieren.
- Innen Öl: je nach Nutzung alle 6–18 Monate nachölen
- Außen: 1×/Jahr Sichtprüfung, rechtzeitig nachpflegen
- Reinigung: pH-neutral, keine Scheuerpads
10) Häufige Fehler & Fix
Unebenes, fleckiges Bild kommt meist von zu langem Verweilen der Flamme oder ungleichmäßigem Vorschliff. Abfärbender Ruß deutet auf zu starke Kohleschicht hin – intensiver bürsten und fixieren. Risse entstehen, wenn zu heiß/flächig geflammt wurde.
- Brandringe/Flecken → Stelle anschleifen, neu flämmen
- Ruß färbt ab → kräftig bürsten, dünn lackieren/ölen
- Uneinheitlich → Vorschliff angleichen, Staub entfernen, erneut leicht flämmen
- Risse → Abstand/Tempo erhöhen, elastischeres Finish wählen (Öl)